Außerordentliche Klausurtagung zur Stadtentwicklung
Zwanzig Interessierte, meist Funktionsträger und andere Multiplikatoren, folgten der Einladung des Arbeitskreises Historische Innenstadt sowie der Stadtbezirksverbände Potsdam West/Brandenburger Vorstadt und Innenstadt/Nord und besuchten am Abend des 14. November eine inspirierende Vortragsreihe im Wiener Café am Luisenplatz.
In der von Clemens Viehrig souverän moderierten Veranstaltung trugen, neben den beiden Vorsitzenden unserer Stadtbezirksverbände, die namhaften Architekten und Stadtplaner Prof. Bernd Albers und Prof. Ludger Brands vor und legten ihre Gedanken dar.
Im Einzelnen trugen vor:
„Wachstum aus dem Kern - von der Innenstadt zu den neuen Ortsteilen“, Dr. Wieland Niekisch
„Leben in den neuen Stadtvierteln“, Matthias Finken
„Bauherr oder Investor - wer baut die Stadt?“, Prof. Bernd Albers
„Haus oder Wohnmaschine - wie wollen wir leben?“, Prof. Ludger Brands
Die Referenten beantworteten im Anschluss an ihrer Vorträge die zahlreichen Fragen eines interessierten wie gleichermaßen kenntnisreichen Publikums und rundeten auf diese Weise eine äußerst gelungene wie inspirierende Veranstaltung ab.
Der Arbeitskreis Historische Innenstadt fasste hierzu folgende Thesen zur erforderlichen weiteren Stadtentwicklung Potsdams zusammen:
1. Der 10-Jahres-Generalplan der CDU Potsdam vom November 1995 wird mindestens 20 Jahre für seine annähernde Umsetzung brauchen. Offen sind noch Synagoge, der wesentliche Teil des Stadtkanals, die Garnisonkirche mit der Plantage sowie die Verbindung des Lustgartens mit Landtagsschloss.
2. Die CDU Potsdam benötigt einen neuen, 20-Jahres-Generalplan für eine grundsätzliche, wirtschaftliche, touristische, städtebauliche und Urbanität schaffende Reparatur, Rekonstruktion, Modernisierung sowie verkehrsmäßiger Überarbeitung für die Altstadt (Quartier zwischen Altem Markt und Heiligengeistviertel), das Französische Viertel und die 1. Barocke Stadterweiterung zwischen Charlotten- und Yorckstraße, Breite Straße bis zum Bahndamm.
Alle drei Gebiete sind noch immer stark von der kommunistisch-stalinistischen Verunstaltung des Stadtbildes und seines Charakters geprägt. Sie sind aufgrund dessen vor allem für den Mittelstand nicht attraktiv, da sie derzeit insgesamt architektonisch und stadträumlich vielfach öde und nicht urban sind. Hierdurch beraubt sich Potsdam eines enormen wirtschaftlichen Potentials, insbesondere für die Bereiche Tourismus und Gastronomie.
Der urbane Charakter der genannten Stadtareale mit seiner ursprünglichen architektonischen Kleinteiligkeit auf den Straßen und Plätzen kann nur durch entsprechende Bauherrenmodelle wiederhergestellt werden.
3. Das Heilligengeistviertel muss als Stadtquartier wiederbelebt, verdichtet, touristisch erschlossen und besonders über die wiederherzustellende, durchgehende Burgstraße wieder mit dem Alten Markt verbunden werden.
4. Der Alte Markt soll wieder eine lebendige Straßenverbindung zum Berliner Tor erhalten.
5. Das Französische Viertel mit seinen immer noch existierenden Brachen muss in diesem Zusammenhang als zentrales Wohn-, Geschäfts- und Gastronomiequartier der Altstadt für Bevölkerung und Touristen gleichermaßen wirtschaftlich und städtebaulich erschlossen, saniert und verdichtet werden.
6. Schloss, Lustgarten, Breite Straße: Dieses für den Gesamtcharakter Potsdams wesentliche Stadtareal ist wirtschaftlich, touristisch und architektonisch nur zurückzugewinnen und für die Zukunft urban zu gestalten, wenn
a) das Mercure-Hotel abgerissen und
b) die Breite Straße zwischen Langer Brücke und westlich der Dortustraße komplett untertunnelt wird.
Eine Ausfahrt wäre hinter der wiederherzustellenden Breiten Brücke über den Stadtkanal. Die Innerstädtische Entlastungsstraße „ISES“ entfiele hierdurch.
7. Der Bereich Lindenstraße/Kiezstraße ist über die Breite Straße wieder zu verbinden, um den Hinterhofcharakter des Raumes Kiezstraße/Stadtkanal zu überwinden. Darüber hinaus ist die direkte Straßenverbindung zwischen Kiezstraße und Neuem Lustgarten wiederherzustellen.
8. Für den Neubau der Synagoge muss endlich ein architektonischer Entwurf mit den Beteiligten erreicht werden, der einerseits den Bau in seiner Bestimmung als Synagoge erkennbar macht und sich andererseits architektonisch wie charakterlich in die Potsdamer Innenstadt einpassen lässt.
9. Die Plantage als weiterer wesentlicher Stadtbild prägender Bereich ist dem Rang des Ortes angemessen und in seiner untrennbaren Beziehung zum Sakralbau der Garnisonkirche zu gestalten.
10. Die Studentenwohnheime in der Breiten Straße (zwischen Schloßstraße und Langem Stall bzw. zwischen Lindenstraße und Schopenhauerstraße) müssen architektonisch und farblich mindestens überarbeitet, komplettiert und stadträumlich der Flucht der Breiten Straße angepasst werden.