Für die Freiheit: Erwin und Charlotte Köhler, Franz Schleusener, Ludwig Baues und Wilhelm Wolf
Sie haben den brauen Terror mit viel Glück und Gottes Hilfe überlebt, um durch den roten Terror danach umzukommen.
Politisches Gedenken treibt manchmal seltsame Blüten: In der breiten Öffentlichkeit sind heute oftmals Namen präsent, mit denen man in der anonymisiert-globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts eine Mischung aus Robin-Hood-Romantik und der Sehnsucht nach „der guten alten Zeit“ verbindet: Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Che Guevara und manch anderer. Letzterer sogar als T-Shirt-Motiv der Popkultur!
Dabei hilft häufig bereits ein Blick in das erstbeste Geschichtsbuch, um zu erfahren, was diese Leute waren. Sicher vieles, aber eines definitiv nicht: Demokraten!
Am Freitagnachmittag ehrte nun die Potsdamer CDU Männer und Frauen aus den eigenen Reihen, die nach dem Ende des Dritten Reiches in Brandenburg den Aufbruch in eine demokratische Zukunft fördern wollten und die ihren Widerstand gegen ein neues totalitäres System mit dem Leben bezahlten.
Wilhelm Wolf, Mitbegründer der Brandenburger CDU nach dem Kriege, 1948 durch einen rätselhaften Verkehrsunfall auf der AVUS zu Tode gekommen, Franz Schleusener und Ludwig Baues, Kommunal- und Landespolitiker der CDU, 1950 in Lindenstraße und Leistikowstraße von NKWD- und Stasi-Schergen zu Tode gefoltert und schließlich Erwin und Charlotte Köhler.
In unmittelbarer Nähe des früheren Wohnhauses der Familie Köhler gedachten wir des früheren Potsdamer Bürgermeisters und seiner Ehefrau, die 1951 in einer Nacht- und Nebelaktion durch die sowjetische Besatzungsmacht nach Moskau deportiert wurden, um dort nach einem geheimen Schauprozess zum Tode verurteilt und erschossen zu werden.
So wie sie dachten damals viele: Im Herbst 1946 erhielt allein die CDU, trotz bereits spürbarer Repression durch SED und Rote Armee, bei den Landtagswahlen in Brandenburg 31% der Stimmen. Zusammen mit den Stimmen der Liberaldemokraten ergab dies eine nichtkommunistische Mehrheit im Landtag. Stalinistische Gewalt und Willkür verkehrten dieses Wählervotum im Nachhinein in Lagern, Folterkellern und Schauprozessen!
Zumindest im Falle der Köhlers haben sich die Verantwortlichen im Mutterland des Kommunismus irgendwann eines Besseren besonnen, nachdem auch dort mit Michael Gorbatschow ein anderer Geist zu herrschen begann: 1991 erklärte die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation die Todesurteile gegen Erwin und Charlotte Köhler zu Unrechtsurteilen und rehabilitierte diese beiden verdienten Christdemokraten der ersten Stunde posthum.
Die Kinder und die Familie der Köhlers wussten im Übrigen jahrelang nichts um das Schicksal der Verschwundenen. Und bis heute ist auch noch immer nicht bekannt, wo die sterblichen Überreste von Erwin und Charlotte Köhler seinerzeit durch die sowjetische Geheimpolizei bestattet wurden.
Heute erinnert nur noch wenig an das Wirken dieser verdienten Männer und Frauen der kurzen Nachkriegsdemokratie in Brandenburg Aber es gab viele von ihnen, von denen die hier genannten Namen exemplarisch für alle stehen!
Der durch die Brandenburger CDU verliehene Wilhelm-Wolf-Preis erinnert heute landesweit an Leben und Wirken unseres Parteigründers.
Hier in Potsdam ist der Platz vor dem alten Stadttheater in der Brandenburger Vorstadt dem Freiheitskampf der Brandenburger Christdemokraten gewidmet: Er trägt den Namen „Köhlerplatz“ und wurde 2008 auf Betreiben der CDU Potsdam eingeweiht.