„Es ist eine Frechheit!“
Fast 100 Anwohner und Interessierte, unter ihnen auch mehrere Stadtverordnete, trafen sich am Freitagnachmittag im Hotel Arcona am Persiusspeicher, um über die Auswirkungen der Einengung der Zeppelinstraße zu diskutieren. Dabei natürlich auch unser Vorsitzender, Dr. Wieland Niekisch, sowie Mitglieder aus unserem Stadtbezirksverband.
In der Veranstaltung, die vom Verein Brandenburger Vorstadt und vom Stadtteilnetzwerk Potsdam West initiiert worden war und durch Presse und Rundfunk wahrgenommen wurde, stellten sich der Baubeigeordnete Bernd Rubelt, der mit dem Projekt „Zeppelinstraße“ ein schweres Erbe von seinem Vorgänger übernehmen musste und die mit der Durchführung beauftragten Stadt- und Verkehrsplaner den Bewohnern des Potsdamer Westens.
In der mehr als zweistündigen Veranstaltung ging es hoch her: Vor allem die Zunahme des Durchgangsverkehrs im sogenannten „Nebennetz“, d.h. den möglichen Ausweichrouten zur Zeppelinstraße, die durch das den Modellversuch bewertende Ingenieursbüro als „moderat“ bezeichnet worden war, löste lautstarke Unmutsäußerungen und durchgängige Kritik aus.
Und es ist schon irgendwie bezeichnend, wenn der verantwortliche Verkehrsingenieur eingangs seiner Ausführungen den Verkehrszuwachs im Nebennetz „weniger schlimm“ als erwartet bezeichnet und trotzdem bisher keine flankierenden oder sonst wie begleitenden Maßnahmen abseits der Zeppelinstraße getroffen wurden. Ganz offensichtlich wurde diesbezüglich auch nichts im Sinne einer „Eventualfallplanung“ konzipiert!
„Es ist eine Frechheit“, so eine Anwohnerin aus der Brandenburger Vorstadt, „was uns hier in der Geschwister-Scholl-Straße zugemutet wird! Muss es erst ein totes Kind geben?“ oder eine andere Dame: „Es kann doch nicht sein, dass ein Wohngebiet mit dem Verkehr einer Bundesstraße geflutet wird!“ Der Charakter und damit die Lebensqualität eines ganzen Stadtteiles haben sich durch die Maßnahme negativ verändert.
Kritik wurde ebenfalls an der fachlich-methodischen Aufbereitung des Modellversuchs geübt, der auf teilweise „modellierter“ und „simulierter“ Datenbasis beruht, die nicht die Realitäten in den betroffenen Bereichen abbilde, so mehrere Diskutanten.
Zumindest ein Teilerfolg in puncto Verkehrssicherheit könnte sich in nächster Zeit verzeichnen lassen: Auf den Hinweis aus dem Publikum, den ansonsten unberücksichtigten (!) Raum um den Bahnhof Park Sanssouci unbedingt auch die Beobachtungen zur Verkehrszunahme im „Nebennetz“ mit einzubeziehen, wurde seitens des Chefstadtplaners schließlich eingeräumt, dass vor dem Bahnhof die Einrichtung einer Ampelanlage geprüft würde. Dies wäre zumindest ein kleiner Lichtblick, angesichts der faktischen Etablierung einer Nebentangente von Potsdam West nach Geltow, die über das Nadelöhr am Kaiserbahnhof führt.
Gerade die Stadt Potsdam betont schließlich im Zusammenhang mit der Zeppelinstraße immer wieder, dass man umweltfreundliche Verkehrsarten stärken wolle. Wir sagen: Umweltfreundlicher als mit dem ÖPNV lassen sich die großen Mengen von Berufspendlern, Schülern, Studenten und Touristen nicht bewegen.
Wenn mit einer Ampel an unserem Bahnhof im ersten Schritt erst einmal ein Stück Verkehrssicherheit hergestellt ist, dann muss in der Folge auch über Attraktivitätssteigerungen an diesem Bahnhof gesprochen werden, z.B. die Schaffung von offiziellen P&R-Plätzen sowie der Öffnung des Bahnhofes nach Süden. Beides sind wiederholte Forderungen der CDU Potsdam West angesichts einer Verdreifachung des Bahnverkehrs in Richtung Berlin in den letzten zehn Jahren: Forderungen, die sich nicht nur für unseren Stadtteil sondern auch für die Pendler aus den Umlandgemeinden auszahlen werden.