Infrastruktur. Aber durchdacht
Air Berlin, die zweitgrößte deutsche Fluglinie, hat vergangene Woche Insolvenz beantragt. Der Schock sitzt bei vielen Mitarbeitern und Zulieferern sicher noch tief. Die Bundesregierung ist mit einer Bürgschaft über 150 Millionen eingesprungen, um die Urlauber, die zum Teil bereits vor Monaten ihre Flüge gebucht haben, nicht am Urlaubsort sitzen zu lassen.
Das ist richtig und gut so.
Aber Marktwirtschaft ist auch immer mit Risiken behaftet. Air Berlin lag seit Jahren schief und hat einen fast unvorstellbar großen Schuldenberg vor sich aufgetürmt, den Etihad Airways nun einfach nicht mehr bezahlen will. Der Staat muss sich hier zurückhalten.
Bedeutet das nun, dass wir nicht mehr oft genug nach Mallorca fliegen können?
Sicher sorgt eine Fluglinie weniger zunächst einmal für weniger Flüge. Tatsächlich ist aber gerade der große Aktivposten von Air Berlin, dass das Unternehmen über attraktive Start- und Landezeiten, sogenannte „Airport Slots“ verfügt. Das ist das Tafelsilber von Air Berlin, das jetzt verteilt werden wird.
Der Wettbewerb schläft nicht, und so werden die Flugzeuge auch weiterhin Richtung Sonne abheben und natürlich Urlauber auch wieder sicher zurückbringen.
Wenn denn die Urlauber auch pünktlich zum Flughafen kommen..
Air Berlin war ja in der letzten Zeit auch häufig durch teilweise heftige Verspätungen aufgefallen. Natürlich muss kein Flugzeug durch das Potsdamer Nadelöhr, allerdings viele Menschen, die als Pendler zu ihren Arbeitsplätzen wollen.
Die Verkehrszählung in Potsdam gibt nach außen hin Entwarnung.
Die Zahl der Pendler aus dem Umland hat in den vergangenen sechs Jahren um 18 Prozent zugenommen. Gleichzeitig wird auf den Havelbrücken weniger Verkehr gezählt.
„Ja, geht´s noch??“, werden sich viele fragen. Wie kann es sein, dass mehr und mehr Autos zugelassen werden und trotzdem weniger fahren?
Die Frage ist recht einfach beantwortet: Der Verkehr in Potsdam ist zusammengebrochen.
Es gibt weniger Autos auf der Langen Brücke?
Ja, weil nämlich durch Staus und Ampelschaltungen immer weniger Fahrzeuge durchkommen. Natürlich nehmen dann der Fahrradverkehr und die Auslastung im ÖPNV zu. Die Busse und Trams sind zu Stoßzeiten brechend voll. Alle Potsdamer und die Menschen aus dem Umland verlieren so auf dem Weg zur Arbeit wertvolle Zeit und Nerven.
Was tut die Stadt?
Immer neue Verdichtung und immer neue Baugebiete (auch in der Peripherie) schaffen immer neue Mobilitätsbedürfnisse. Ein paar Meter Tram und die Einengung der Zeppelinstraße sind alles, was der Stadtverwaltung einfällt. 80 Prozent der Straßen sind marode.
Infrastruktur ist eines der wichtigsten Güter, die unsere Region hat. Das gilt sowohl im Bereich digitaler Vernetzung, wie natürlich auch ganz profan im Straßenverkehr. Potsdam und die Mittelmark sind attraktive Standorte für viele Firmen, aber auch die Oase für die Familie.
Wir geben den Menschen hier eine Heimat.
Wir müssen aber auch dafür Sorge tragen, dass sie sich wirklich wohlfühlen können.
Herzliche Grüße
Ihre Saskia Ludwig
P.S.: Ein sehr schönes Beispiel, wie wir uns in Potsdam wieder rundum wohlfühlen könn(t)en, ist der Alte Markt und die FH. Hier plant die Bürgerinitiative „Mitteschön“ eine Dinner Demo am kommenden Sonntag von 18 bis 22 Uhr auf dem Alten Markt. Wir wollen die alte, harmonische Stadtstruktur wieder herstellen und Potsdam noch attraktiver für Besucher und Anwohner machen.
Auf einer LED-Leinwand sollen Bilder und Filme zur Entwicklung der Mitte gezeigt werden.
Das wird nicht nur lecker, sondern auch informativ. Treffen wir uns da?